Neue technische Möglichkeiten rufen Bedürfnisse nach veränderten Benutzeroberflächen und Interaktionsmöglichkeiten hervor. XR-Technologien sind bereits seit Jahren präsent und haben mit der Diskussion um das „Metaverse“ erneut einen Hype erlebt.
In der Verknüpfung von virtuellen Erlebnissen mit Interaktionen in der realen Welt liegt möglicherweise ihr größtes Potenzial. So lassen sich beispielsweise mit Hilfe physischer Messmethoden wie Motion Tracking und deren Übersetzung in 3D-Kinematik-Echtzeitdaten schnelle und präzise Analysen von Körperbewegungenrealisieren. Deren Darstellung und das Experimentieren mit neuen Interaktionsformen kann zu innovativen Anwendungen für Produkte, Systeme und Experiences führen, die die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt ausloten.
Im Rahmen eines Entwurfsprojekts am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt beschäftigten sich Studierende mit der Fragestellung, wie der Einsatz dieser Technologien zu sinnvollen Anwendungen für radsportbegeisterte Menschen führen kann. Die Bearbeitung erfolgte dabei mit besonderem Augenmerk auf die Überwindung der Restriktionen des Online-Direktvertriebs.
Mit der Unterstützung der Firma Canyon Bicycles entstanden sechs Konzepte entlang aller Phasen der Customer Journey: Von der digitalen Körpervermessung zu Hause über virtuelle Bike Fittings, augmentierte Anproben sowie VR-Simulationen verschiedener Geometrien bis hin zu Servicekonzepten und NFTs für die Authentifizierung im second buyer market.
Das Human Factors Lab dient der Erweiterung und Vertiefung der Lehrinhalte im Bereich Mensch-System Interaktion und Human Factors. Hierfür führt das Lab auch angewandte Forschungen in Kooperation mit Partnern aus der Industrie durch. Projektpartnerwaren in der Vergangenheit u. a. die Commerzbank, Microsoft, Pricewaterhouse Coopers sowie Siemens.
Im Wintersemester 2022/23 und Sommersemester 2023 fand mit Unterstützung des Fahrradherstellers Canyon Bicycles ein zweisemestriger Entwurfskurs zur Exploration der Potenziale von XR Technologien und Motion Capture für die Pretail Experience statt. Der Entwurf wurde von Prof. Philipp Thesen und Prof. Tino Metzer am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt betreut. Kooperationsverantwortlicher bei Canyon war Lars Wagner, dort Leiter für das Produktdesign des Segments Road Bikes.
Die Kooperation schloss verschiedene Exkursionen und Produktexplorationen ein. Zu Beginn des Wintersemesters wurden Recherchen durchgeführt, das kontextuelle Verständnis hergestellt, Nutzerinteressen identifiziert und technische Möglichkeiten der Umsetzung ermittelt. Basierend darauf wurden Innovationspotenziale herausgearbeitet und unterschiedliche Lösungsansätze entwickelt. Die konkreten Umsetzungen und Prototypings fanden im Sommersemester statt und wurden zum Abschluss in der Canyon Firmenzentrale in Koblenz präsentiert.
Canyon ist eine der innovativsten Fahrradmarken der Welt. Was einst in der Garage von Gründer Roman Arnold begann, wuchs über die Jahre zum weltweit größten Direct-to-Consumer-Hersteller von Rennrädern, Mountainbikes, Triathlonrädern sowie City- und Trekking Bikes. Heute verkauft die Marke auf der ganzen Welt jährlich rund 4,6 Millionen Fahrräder bei einem Jahresumsatz von 640 Mio€. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Koblenz und montiert dort auch einen großen Teil seiner Fahrräder - und das schon seit Gründung des Unternehmens im Jahr 2002. In einer eigenen Fabrik wird jedes Bike montiert, geprüft und getestet. Auch die Entwicklung sowie der Prototypenbau der Canyon-Bikes findet am Firmensitz statt.
Ebenfalls gibt es einen firmeneigenen Showroom, in dem die erfolgreichsten Modelle der letzten zwei Jahrzehnte ausgestellt sind - darunter auch jene, mit denen Geschichte im Bike-Rennsport geschrieben wurde. Verschiedenste aktuelle Fahrradmodelle können hier ausprobiert und vor dem Kauf durch eine Probefahrt getestet werden. Im Service-Bereich mit angeschlossener Reparaturwerkstatt wird geschraubt und überholt.